SYMPOSIUM 2: POLITIK UND (KÖRPER) PSYCHOTHERAPIE

Samstag 15. Oktober

symp2

Dieses Symposium wurde vorbereitet von:
Michael Heller, Sofia Petridou, Thomas Riepenhausen

THEORETISCHE UND HISTORISCHE ASPEKTE

Moderator: Michael Heller

16:30 – 18:00 [Teil 1]

Beziehung zwischen klassischer Psychoanalyse und Politik

Die politische Bedeutung der Psychoanalyse
mit Alexandros Theodoridis

Die Beziehung zwischen Psychoanalyse und Politik (aber auch Ideologie und Metaphysik), die eine wichtige Rolle in ihren Anfängen und in ihrere ganzen Geschichte hat, gab der Psychoanalyse zwei Hauptformen: die Form einer anpassenden Aktivität in jeder Gesellschaft; Und die Form einer Kraft die zum Verständnis und potenziell zur Veränderung der sozialen Umwelt führt. Obwohl die erste Form (mit wenigen Ausnahmen) gegenwärtig die Haupform ist, müssen wir doch die Möglichkeit offen lassen, dass durch Psychotherapie das Ich eine selbstreflektierende und selbstmeditierende Subjektivität wird, und dass deshalb psychoanalytische Aktivität proportional zu politischer Aktiviät ist. Letztere, als demokratische Aktivität, will die Schaffung von Institutionen fördern, deren Internalisierung die selbstbefreiende Aktivität des Individuums nicht begrenzt sondern erweitert.

theodoridis

Dr. Alexandros Theodoridis ist Vizeprofessor der Philosophie an der Dimokritio-Universität in Thrakien. Seine Forschungs- und Publikationsinteressen gehen in die folgenden Gebiete: Philosophische Anthropologie, Philosophie und Psychoanalyse, Philosophie der Erziehung, politische Philosophie, politisch-ethische Erziehung, Umweltphilosophie, interkulturelle Ethik. Er nimmt teil an mehreren Forschungsprogrammen und Netzwerken. Er ist auch ein Mitglied von philosophischen und psychoanalytischen Workshops und Gesellschaften.

Historische Schau der Beziehung zwischen Körperpsychotherapie und Politik (mit Beziehung auf Wilhelm Reich’s Beitrag)

Historische Perspektiven und Diachronizität in der Beziehung zwischen Psychotherapie und Politik. Ist Reich’s Sicht noch aktuell?
mit Marilena Komi

Psychotherapie kann sich nicht vom weiteren Kontext, in dem soziale und politische Ereignisse stattfinden, isolieren. Sie lässt sich nicht einfach als private Tätigkeit definieren, weil ihr Hauptthema die Veränderung menschlichen Denkens und Erfahrens ist. Deshalb hat sie Auswirkungen auf mehrere Bereiche (Glaubenssysteme, Charakterhaltungen, Familien- und Gruppendynamik, etc.), die aus Beziehungen hervorgehen, welche ihrerseits stark von sozialen Bildern, sozialen Praktiken und sozialen Institutionen beeinflusst sind und so einen massiven Einfluss auf die Bildung der Persönlichkeit haben. Dazu gehören die Ideologien und Praktiken der Kindererziehung, der Schwangerschaft und Geburt, Familienrollen, Prävention und Behandlung von Geisteskrankheiten und generell die vorherrschenden Ideen über Gesundheit und Normalität.
Wilhelm Reich war eine zentrale Persönlichkeit im Verständnis der Verbindungen zwischen Psychotherapie und Politik und in der theoretischen Formulierung dieser Beziehungen. Sein Beitrag zur Definition der Beziehung zwischen Persönlichkeit und Gesellschaft war sehr wichtig, vor allem durch seine Arbeit über den sozialen Prozess der Charakterbildung, und auch durch seine Versuche, das Kontinuum Mensch-Gesellschaft-Erde-Universum zu beschreiben auf der Grundlage eines naturalistischen Humanismus.

Marilena Komi

Marilena Komi hat in psychopädagogischen Studien abgeschlossen und davor in Architektur und Stadtplanung.
Sie ist Körperpsychotherapeutin, Gestalttherapeutin und Traumatherapeutin (EMDR). Sie ist Studienleiterin am Griechischen Institut für Vegetotherapie und Charakteranalyse (EINA) und „Reich“-Zentrum in Athen, Ausbildnerin und Supervisorin, und ECP-Inhaberin. Mitglied des Internationalen Wissenschaftlichen Komitees der EABP. In den letzten 25 Jahren hat sie als Einzel- und Gruppentherapeutin gearbeitet und auch auf dem Gebiet der Prävention und der Weiterbildung in der Psychotherapie. Autorin von Körper, Gruppe und Psychotherapie (Athen 2006).

heller

Moderator

Michael Heller (1949, Schweiz) ist Doktor in Psychologie und Körperpsychotherapeut. Als Forscher, Psychotherapeut, Supervisor, Ausbildner und Vortragender hat er seit 1989 aktiv an der Entwicklung der EABP teilgenommen, im Ethikkomitee, im Wissenschaftlichen Komitee und im Vorstand. Er hat Artikel in akademischen und psychotherapeutischen Publikationen veröffentlicht und ist Autor mehrerer Bücher (Postural Dynamics, The Flesh oft he Soul, und ein Lehrbuch der Körperpsychotherapie auf Französisch, Englisch und Deutsch).