BOLOGNA 2021

Wie viele Pläne im Jahr 2020, musste unser EABP-Kongress auf 2021 verschoben werden.

Wir befinden uns plötzlich in einer neuen Ära, die unsere Verbindung mit der Vergangenheit abgebrochen hat. Zwei Revolutionen sind einander in kurzem Abstand gefolgt: Eine starke exponentielle Beschleunigung sozialer Interaktionen, und eine unvorhersehbare Reduktion der Nähe und des Körperkontakts als Folge der CoViD-19-Pandemie.

Pandemischer Stress, ein langandauernder Stress mit einer eigenartigen Mischung von Stresszuständen die nicht nur die Gegenwart betreffen sondern auf die Zukunft stören, ist eine neue Krankheit die wir in der klinischen Praxis sehen.

Die soziale Bechleunigung die mit der Expansion digitaler und virtuellen Dimensionen einhergeht, zusammen mit den Entbehrungen des Körpers, hat die Menschheit aus unserer alten Heimat / Welt entwurzelt und die Beziehung jedes Individuums zum eigenen Körper zunichte gemacht. Das Gewebe der sozialen Beziehungen ist fragmentiert geworden: technoligische Vorherrschaft und eine zunehmend virtuelle Realität produzieren ein allmähliches Verschwinden des Körpers.

Körperpsychotherapie strebt nach der Rückkehr der Menschen in ihre Heimat, indem sie die Brüche zwischen dem lebendigen Körper und seinem virtuellen Bild zu reparieren versucht und so die Wiederverbindung von Sinn und Sinnesleben herstellt.

Körperpsychotherapie ist gegenwärtig mit einer grossen Hersausforderung konfrontiert: einerseits kann sie eine ihrer heilenden Wirkungsweisen, die direkte Arbeit des Therapeuten mit dem Körper; andererseits wird sie auch zum unentbehrlichen Instrument in einer Situation wo wir mit Leiden arbeiten, das durch die körperlichen Entbehrungen die tiefe globale Identität der Menschen bedroht.

Das Verschwinden des Körpers ist primär verursacht durch die Entfremdung von unserem Sinnesleben. Sinnesempfindungen sind die solide Basis die wir zur Konstruktion von Gefühlen brauchen. Sinnesempfindungen erlauben es, uns lebendig zu fühlen, im Hier und Jetzt zu leben, und uns als einzigartig zu empfinden: ‘Ich empfinde, deshalb bin ich’ kann als eine Art ‘Kartesiches’ Axiom, als selbstverständliche Wahrheit, gesehen werden.

Deshalb ist es notwendig, Körperpschotherapie in dieser Zeit der Pandemie neu zu übedenken und unsere klinischen Techniken zu transforieren und an dieses neue kollektive Trauma anzupassen.

Traumaforschung zeigt uns, wie notwendig es ist, auf die Wiederherstellung eines Sinnesflusses hinszuarbeiten, damit die Erinnerungen, die durch Trauma vom Bewusstsein und von der Kohärenz der Persönlichkeit verdrängt worden sind, ersetzt und neu integriert werden können.

Dieser Kongress will das ‘Verschwinden’ des Körpers von verschiedenen Perspektiven aus zeigen: phänemenologisch, neurophysiologisch, anthropologisch, und psychodynamisch. Er wird die speziellen Resourcen der Körperpsychotherapie im Vergleich zu anderen Psychotherapieansätzen unterstreichen.

Wir brauchen neue Forschungsmethoden, Theorien und Behandlungsansätze für klinische Störungen und werden neue Paradigmen benötigen, um zu verstehen wie die Psychotherapie in einer zunehmend virtuellen und fragmentierten Welt wirksam sein kann.

Dies ist noch wichtiger wenn wir Prävention und Gesungheitsförderung betrachten: viele Experten werden mit diesen Gefahren konfrontiert werden. Neue Herausforderungen und entstehende Themen werden in den verschiedenen Disziplinen erörtert werden, von Sexualität bis zu Politik, von Prävention bis zur therapeutischen Arbeit, von Ökologie bis zu neuen künstlichen Intelligenzen…. Weil trotzdem eine Zukunft immer noch möglich ist.